Verhütung – Pille reicht doch!

Hallo Welt,

heute soll es mal um ein etwas unpolitischeres Thema gehen, das zwar auch von einer politischen Ebene angegangen werden kann, aber ich werde mich hauptsächlich auf den gesellschaftlichen und medizinischen Aspekt beschränken. Zunächst einmal will ich hier auch kein Verhütungsmittel verteufeln, während ich ein anderes bis in den Himmel lobe. Klar habe ich da meine Präferenzen und kann aus (persönlichen) Erfahrungen berichten, aber da versuchen, anderen Menschen vorzuschreiben, dass sie nun bitte Verhütungsmittel XY ausprobieren sollen, weil das ja so viel besser ist als YZ, will ich nicht.

Um gleich schon mal etwas gesellschaftlicher anzufangen bin ich der Meinung, dass Verhütung keinesfalls nur die Sache des einen Partners ist. In cis-heterosexuellen Beziehungen sei das die Aufgabe der Frau, schließlich könne sie ja als einzige schwanger werden. Allerdings sind in der Hinsicht auch Männer in der Verantwortung, zu schauen, dass sie einerseits nicht für eine Schwangerschaft der Frau sorgen und andererseits keine Geschlechtskrankheiten zu bekommen. Das ist einfach eine Sache beider (Sexual-)Partner sich um die Verhütung zu kümmern. In gleichgeschlechtlichen Beziehungen beispielsweise können Frauen untereinander auch Lecktücher einsetzen, die auch für heterosexuellen Geschlechtsverkehr geeignet sind. Daher finde ich, dass generell alle Menschen, die das Thema Sex betrifft, entsprechend über die Wirkungsmechanismen von verschiedensten Verhütungsmitteln aufgeklärt sein sollten und im Idealfall Safer Sex betreiben. Ich will mich jetzt erst einmal auf drei Methoden beschränken.

Das berühmteste Verhütungsmittel und auch in Diagrammen zur Bevölkerungsentwicklung nachweisbar: Die Antibabypille (auch, wenn ich den englischen Ausdruck „birth control pill“ besser finde). Sie ist das am häufigsten genutzte Verhütungsmittel in den Industrienationen und immer mal wieder in den Medien bezüglich mancher Einzelfälle mit sehr starken Nebenwirkungen, was dann entsprechend auch zu Verboten geführt hat. Ganz abstreiten lässt sich definitiv nicht, dass gravierende Nebenwirkungen auftreten können, aber auf alle Anwender gerechnet kann man dabei wirklich von Einzelfällen sprechen. Nichtsdestotrotz enthält die Pille keinen kleinen Hormoncocktail mit nicht gerade wenig Nebenwirkungen. Depressionen können verstärkt werden, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, gesundheitliche Einschränkungen sind nicht selten. Nimmt man noch die Blutgerinnsel dazu, die auftreten können und ziemlich oft kritisiert werden, hört sich das alles nicht mehr so schön an. Natürlich kann das alles nur passieren und muss nicht passieren. Wenn jemand die Pille nimmt, damit wunderbar klar kommt und keinerlei Nebenwirkungen verspürt, dann ist das super. Dennoch sollte man sich bewusst sein, was genau alles passieren kann, wenn man dem eigenen Körper täglich diese Hormone zuführt. Das Argument mag zwar ausgelutscht sein, aber darin ist einiges an synthetischen Hormonen enthalten, die über diverse Körperflüssigkeiten ausgeschieden werden, nicht so einfach wieder abgebaut werden können und ins Wasser gelangen. Das sollte man ab und an auch bedenken. Dennoch hat die Antibabypille Vorteile, eine hohe Sicherheit und sofern man entsprechend darüber aufgeklärt ist, ist es meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung, sich selbst dafür zu entscheiden, dieses Medikament zu nehmen. Ich persönlich bin davon abgekommen, weil ich familiär was Herz-Kreislauf-Erkrankungen und speziell Blutgerinnsel angeht von beiden Seiten aus belastet bin. Da war ich schon während der Einnahme verdammt panisch, dass irgendetwas passiert und das will ich mir einfach nicht antun. Das gilt quasi für alle hormonellen Präparate, von daher musste ich mir irgendwann Alternativen suchen.

Eine der alternativen Verhütungsmethoden, die zudem nicht gerade kostenintensiv ist, ist die natürliche Familienplanung. Das hört sich jetzt etwas paradox an, weil die Methode dazu verwendet werden kann, die fruchtbaren Tage zu ermitteln, wenn eine Schwangerschaft erwünscht ist. Genauso kann man aber, wenn man die fruchtbaren Tage kennt, eine Schwangerschaft verhindern. Ich will an der Stelle nicht genau darauf eingehen, wie das alles funktioniert und wie man das denn macht. Dennoch sei gesagt, dass das meiner Meinung nach eine gute Methode ist, den eigenen Körper kennenzulernen. Man bekommt ein Gefühl für den eigenen Menstruationszyklus, achtet  vielleicht intensiver auf sich selbst und kann so auch außerhalb einer (sexuellen) Beziehung für das Körpergefühl angewendet werden. Die Methode ist, natürlich nur, wenn sie richtig angewendet wird, recht sicher. Das Problem dabei ist allerdings, dass es zunächst einmal ein paar Probezyklen braucht, damit man ein entsprechendes Körpergefühl entwickeln kann, um die fruchtbaren Tage wirklich genau herauszufinden. Gerade, wenn eine ungewollte Schwangerschaft wirklich gar nicht funktionieren würde, vertraue ich persönlich der Methode eher weniger, weil ich mir verdammt sicher sein will, dass es nicht zur Befruchtung kommt. Falls ich mich dann also um einen Tag verschätze, könnte es das schon gewesen sein. Das will ich mir selbst nicht antun, vor allem komme ich nicht gut mit den Gedanken klar, was wäre, wenn nun doch etwas passiert ist, was eigentlich gar nicht hätte passieren sollen. Daher empfinde ich das höchstens als Begleitmethode gut, in anderen Belangen bin ich mir einfach zu unsicher.

Das dritte Mittel im Bunde, das leider noch nicht so verbreitet ist, funktioniert quasi wie eine Kupferspirale, nämlich die Kupferkette. Das Prinzip ist ähnlich, die Kette wird nur anders in der Gebärmutter befestigt. An sich definitiv eine gute Idee, vor allem, weil es auch und gerade für junge Menschen geeignet ist und weniger Nebenwirkungen hat als beispielsweise die Antibabypille. Verstärkte Menstruation ist da das Harmloseste, beim Eingriff könnte es passieren, dass die Gebärmutterwand durchstochen wird und eine Operation notwendig ist, um das Ganze wieder hinzubiegen. Hört sich im ersten Moment schlimm an, ist es bestimmt auch, aber zum Glück passiert das relativ selten. Wenn man davor sehr große Angst hat, sich so was aber trotzdem machen lassen will, ist es vielleicht besser, dass in einer Praxis mit Krankenhausnähe machen zu lassen. Es ist ein meiner Meinung nach recht schmerzhafter Eingriff, allerdings ist nach einer kleinen Betäubung die Welt wieder in Ordnung – zumindest für mich. Man kann als Anwender quasi nichts falsch machen, weil die Kupferkette nur mit Hilfe eines Gynäkologen eingesetzt und wieder entfernt werden kann. Gerade nach dem Einsetzen lebt man dennoch mit der Angst, das Ding gleich wieder zu verlieren, denn direkt danach ist die Wahrscheinlichkeit dazu am höchsten. Die ersten Menstruationen müssen sich auch überhaupt erst einmal auf das Kupfer einspielen und können so ungewohnt heftig ausfallen. Das regelt sich allerdings mit der Zeit, wenn der Körper sich darauf eingestellt hat. Verhältnismäßig wenig Nebenwirkungen, eine Haltbarkeit von ein paar Jahren, quasi für jeden Menschen mit Gebärmutter nutzbar. Warum ist das also nicht weiter verbreitet? Zum einen liegt das an dem Alter des Verhütungsmittels. Zum anderen an den Kosten. Die Kupferkette gehört leider zu den Mitteln, die gar nicht oder nur teilweise von den Krankenkassen übernommen werden. Das führt dann schnell dazu, dass Kosten um den Betrag von etwa 200€ entstehen. Das Geld hat nicht jeder mal schnell parat.

Aber das führt mich eigentlich zu einem anderen Punkt. Meiner Meinung nach sollten Verhütungsmittel entweder sehr günstig oder kostenlos erreichbar sein. Denn egal, wie wenig oder wie viel Geld Menschen haben, die meisten von ihnen werden vermutlich Sex haben. Generell ist es dabei besser, die Menschen nicht einfach aus Geldnot gar nicht verhüten zu lassen und damit die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten und die Entstehung von Schwangerschaften zu begünstigen, sondern entsprechend die Verhütungsmittel zu finanzieren. Geschlechtsverkehr mag zwar kein Grundbedürfnis sein, allerdings ist eine Tabuisierung des Themas aufgrund moralischer Vorstellung, die in unserer Gesellschaft herrschen, insgesamt gesehen falsch.